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Tormented Souls im Test - Oldschool-Horror für Resi-FansTormented Souls entpuppt sich im Test als atmoshärisich dichtes Horror-Abenteuer mit spannender Story und einigen altbackenen Spielmechaniken.
von Stefan Schädel (FlySteven), 13.10.2021 - 01:39 Uhr

Oldschool-Horror für Resi-Fans
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Die Entwickler von Dual Effect und Abstract Digital wollten ein Oldschool-Horrorspiel im Stil der alten Resident Evil- und Alone in the Dark-Spiele machen, und das ist ihnen auch gelungen. Schon in den ersten Spielminuten fühlt man sich an alte Klassiker des Genres erinnert. Dabei haben sie so ziemlich alle Spielelemente und -Mechaniken der alten Klassiker kopiert - leider auch einige Features, die sich heute nicht mehr ganz so zeitgemäß anfühlen.
Ihr erkundet die fiktive Spielwelt - hier in Form eines alten, düsteren Herrenhauses mit zahlreichen Krankenhaus-Einrichtungen - und stoßt dabei natürlich auf zahlreiche skurrile und gruselige Gegner, je weiter ihr in die Villa vordringt. Dabei werden zahlreiche Rätsel und Puzzles gelöst, wodurch das Spieltempo sehr gediegen, fast gemütlich daher kommt. Stress kommt so nur dann auf, wenn euch aus dunklen Korridoren oder ungünstigen Kamerawinkeln urplötzlich Gegner angreifen. Diese Momente sorgen in Tormented Souls immer wieder für den nötigen Adrenalinschub - doch nicht nur, weil die Gegner gruselig designt sind, sondern auch, weil die automatischen Kamerawinkel-Wechsel die Kämpfe zusätzlich erschweren, und so das ein oder andere mal für eine gute Portion Frust sorgen. Dies war eines der Oldschool-Features, die mich an Tormented Souls am meisten genervt haben und auf das ich gerne verzichtet hätte. So wird ein eigentlich guter Spielansatz leider des Öfteren kaputt gemacht.
Auch die Kämpfe selbst steuern sich mitunter sehr sperrig und ungenau, vor allem der Einsatz des Brecheisens könnte ein gute Portion Präzision vertragen. In unserer Releaseversion haben wir mit dem Eisen oft Luftschlösser geschlagen statt Gegner zu verkloppen - die zudem eine Menge Treffer aushalten - einiges mehr als die eigene Spielfigur, weshalb vor allem Genreneulinge bei Tormented Souls oft das Zeitliche segnen werden und den Spielstand neu laden müssen.
Apropos Spielstand und Speichersystem
Das wäre auch nicht weiter tragisch, wenn nicht auch das Speichersystem so oldschool daher kommen würde. Freies speichern ist in Tormented Souls nicht erlaubt. Stattdessen müsst ihr erst Bänder finden, auf denen ihr an bestimmten Stellen im Spiel euren Fortschritt speichern dürft. Für mich ist diese Art des Speicherns heute nicht mehr zeitgemäß und das Spiel hätte mit einem zugänglicheren System einige Prozentpunkte mehr erreichen können.
So kommt es in Tormented Souls oft zu Momenten, in denen ich die Qualitäten des Spiels gar nicht ausgiebig genießen kann, weil mich immer wieder ein Ärgernis aus dem Spielfluß reißt. Mal hakt es an der Steuerung, mal ärgern mich die willkürlichen Kameraperspektivwechsel, mal sind es die unsinnigen Dialoge oder andere groteske Momente, die nicht so richtig zur Horrorstory passen, und das Spiel an einigen Stellen unfreiwillig komisch machen.
Es wirkt, als will sich Tormented Souls zu sehr an alten Klassikern orientieren und an Features des Genres festhalten, statt sie hier und da neu zu interpretieren. Einige sinnvolle Detailverbesserungen hätten dem Spiel mehr gut getan, als das konsequente Kopieren alter Spielmechaniken der Vorbilder.
Deshalb richtet sich Tormented Souls zuerst an Fans der alten Klassiker wie Resident Evil, Silent Hill oder Alone in the Dark. Die Grafik weiß zu gefallen, die Geschichte bietet einige packende und spannende Höhepunkte, und die gelungene Soundkulisse tut ihr Übriges zur gelungene Atmosphäre dazu.
Ist Tormented Souls etwas für mich?
Wer sich fragt ob Tormented Souls etwas für einen selbst ist, der muss sich vor Augen halten, was er mit Tormented Souls für ein Spiel bekommt.
Was auf der einen Seite in Tormented Souls sehr nostalgisch wirkt, führt andererseits dazu, das das Spiel sein volles Potential leider nicht voll ausschöpft. An vielen Stellen, wie Kameraführung, Speicher- und Kampfsystem hätte es noch einige Optimierungen vor dem Release gebraucht - aber vielleicht folgen die ja noch per Update in der Zukunft. So wirken sie wie aus der Zeit gefallen und sind in heutigen Videospielen einfach nicht mehr zeitgemäß.
Große Pluspunkte von Tormented Souls sind die vielen Rätsel, die solide Grafik, die bedrohliche Soundkulisse und die hervorragende Horror Atmosphäre, die vor allem durch die tollen Licht und Schatteneffekte erzeugt wird. Hier kann Tormented Souls durchweg überzeugen.
Resi-Fans sollten Tormented Souls unbedingt eine Chance geben. Alle anderen überzeugen sich vielleicht in einigen Let's plays vorab, ob ihnen das Spiel gefallen könnte oder schaut in unser Video rein, in dem wir die ersten 20 Minuten des Spielbeginns auf der Xbox Series X zeigen.
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